Bild: Cropped screenshot of Audrey Hepburn from the trailer for the film Breakfast at Tiffany's Trailer screenshot, Public domain, via Wikimedia Commons
Wie die Mode sind auch Brillenmodelle dem Zeitgeist unterworfen. Vor ca. 100 Jahren trugen Juristen, Ärzte und Künstler die kreisrunde oder Panto-Brille, die nun auch die übrigen Gesellschaftsschichten für sich entdeckten. Frauen bevorzugten weiße, randlose Fassungen, oft mit hexagonal geschliffenen Gläsern. Ab den 50er Jahren spiegelte sich nach dem Krieg die wiedererwachte Lebensfreude in den extravagant in die Höhe geschwungenen Cateye-Brillen, die spätestens nach dem Kultfilm „Breakfast at Tiffany’s“ von nahezu allen Frauen getragen wurden. Doch schon in den 60er Jahren gaben Technikfreaks einen neuen Trend vor: Die Brille sollte markant sein, durfte Ecken und Kanten haben. Ab 1968 konnten dank der Erfindung des Werkstoffs Optyl Brillen jedweder Form beliebig oft in eine einmal gefertigte Form gegossen und somit in Serie produziert werden.
Mit der Hippieära in den 70er Jahren wurden die Brillen übergroß, bunt und schrill. Die ersten Kooperationen zwischen Modemachern und Brillendesignern (Dior, Yves Saint Laurent) entstanden, Designerbrillen begeisterten nun die Leute. Die Achtziger Jahre betonen die Individualität der Träger. Die Aviator-Brille, die Tom Cruise trägt, erlangt Kultstatus. Mit Lindbergs Air-Titanium-Brille, die ohne Schrauben, Nieten und Schweißnähte auskommt, geht der Kundengeschmack Richtung leicht und filigran. Der Trend setzt sich in den 90ern fort: Randlos ist angesagt; die Brillen sollen zurückhaltend, wenig auffallend, nahezu unsichtbar sein. Das Design puristisch, die Gläser werden wieder kleiner.
Und ab der Jahrtausendwende ist so viel möglich wie nie zuvor, die Farben-, Formen- und Materialvielfalt grenzenlos. Anders als in den Jahren vor 2000 darf die Brille wieder auffallen und stärker denn je als eigenständiges Accessoire punkten. Aktueller Trend: Rechteckige Brillenfassungen bekommen noch mehr Ecken, nämlich sechs und acht. Außerdem geht die Nachfrage zu leichten Metallfassungen, die sehr groß sein dürfen.